24. Bundeskongress Pathologie
22.-23. November 2024
Hotel Titanic, Berlin Mitte
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Mammakarzinomverband in der Pleurahöhle, 10x vergrößert.


PathologInnen – die Krankheitsversteher

Die Pathologie ist ein Kernfach der Medizin und geht über die alleinige Lehre von den Krankheiten heute weit hinaus. PathologInnen sind Ärztinnen und Ärzte und überwiegend für Lebende wichtig, denn sie fragen nach den Ursachen einer Krankheit bei PatientInnen und erklären diese, indem sie Gewebe- oder Zellproben untersuchen. Genauer gesagt: PathologInnen beurteilen Körpergewebe oder Körperflüssigkeiten nach typischen oder veränderten Zellmustern, die auf Krankheiten wie beispielsweise Krebs oder HIV und bestimmte Entzündungen wie Morbus Crohn hinweisen könnten. PathologInnen sind MusterfinderInnen. Das Ziel ihrer Arbeit ist es, eine Diagnose zu stellen und der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt Hinweise für die Therapie zu geben. 

PathologInnen sind überwiegend für Lebende wichtig 

PathologInnen erhalten Untersuchungsproben aus allen Körperregionen der PatientInnen, quer durch alle Altersstufen und von fast allen medizinischen Fachrichtungen. Sie analysieren Proben von einem einjährigen Kleinkind, von einer 40-jährigen Frau oder einem 85-jährigen Rentner – eingesandt von allen Ärztinnen und Ärzten, die Gewebe- oder Zellproben entnehmen, beispielsweise von einem Chirurgen, einer Gynäkologin oder Onkologin. PathologInnen haben den gesamten Lebensverlauf des Menschen mit seinen möglichen Erkrankungen im Blick. Als PatientIn sieht man PathologInnen selten direkt und spricht auch kaum mit diesen, doch sie sind wichtige Ansprechpartner für die Ärztinnen und Ärzte nahezu aller medizinischen Fachbereiche. Dafür stehen PathologInnen in engem Austausch mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt und geben oft die entscheidenden Hinweise für die Behandlung mit dem Ziel der Heilung.   

Geht man beispielsweise wegen eines auffälligen Muttermals zur Hautärztin und dieses Muttermal wird entfernt, dann heißt es meist: „Wir schicken das jetzt ins Labor zur weiteren Untersuchung“. Damit ist die Pathologie gemeint. Die behandelnde Ärztin schickt das Probenmaterial zu einem Institut für Pathologie und erfragt eine Diagnose. Die Pathologin oder der Pathologe untersucht die eingesendete Probe dahingehend, ob es sich um eine Krebserkrankung, eine gutartige Wucherung, einen ungefährlichen Hautfleck oder auch eine Entzündung handelt. Dasselbe findet mit entnommenen Polypen bei einer Darmspiegelung oder dem entnommenen Gewebe bei einer Biopsie statt. Wenn also der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin die Patientin oder den Patienten im Nachgespräch darüber informiert, ob es sich um eine gutartige oder bösartige Veränderung handelt, so bestimmen sie das meist nicht selbst, sondern die Diagnose wurde ihnen durch PathologInnen übermittelt.

Der Alltag von PathologInnen

Wie können wir uns die praktische, tägliche Arbeit von PathologInnen vorstellen? Wenn beispielsweise der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin Organteile entnimmt oder bei einer Darmspiegelung eine Biopsie durchführt, werden die Gewebeproben in Formalin gegeben, sodass die Gewebestruktur erhalten bleibt. Danach wird die Probe an ein Institut für Pathologie geschickt. Bei kleinen Biopsien muss das Gewebe nur eingebettet, das heißt, so aufgearbeitet werden, dass davon Schnittpräparate unter dem Mikroskop angesehen werden können. Bei größeren Organteilen oder ganzen Organen sind dazu noch einige Schritte zusätzlich notwendig. Damit PathologInnen die Erkrankung überhaupt erkennen können, müssen sie natürlich wissen, wie das Gewebe im Normalzustand aussieht. Das bedeutet, PathologInnen verfügen über ein enormes anatomisches Wissen.

Grundsätzlich erfolgt die Aufarbeitung der Gewebeproben in mehreren Stufen bis eine Diagnose feststeht (Stufendiagnostik):

Makroskopische Untersuchung von Gewebe (mit bloßen Augen): wiegen, messen, Oberfläche beschreiben, in dünne Scheiben schneiden, Schnittfläche beurteilen, Gewebe aus auffälligen und wichtigen Arealen für die weitere Aufarbeitung entnehmen.

Makroskopische Untersuchung: Pathologe beim Gewebezuschnitt
Makroskopische Untersuchung: Pathologe beim Gewebezuschnitt

Mikroskopische Untersuchung von Gewebe (mit dem Mikroskop): Nach Aufarbeitung der auffälligen Gewebsareale durch das technische Personal werden die Präparate unter dem Mikroskop angeschaut. Sieht das Gewebe normal aus? Ist es entzündet? Findet man seltsam aussehende Zellgruppen, die weiter untersucht werden müssen?

Pathologin bei der mikroskopischen Untersuchung
Pathologin bei der mikroskopischen Untersuchung von Gewebe

Histochemische Untersuchung von Gewebe (Darstellung bestimmter Substanzen): Um seltsam aussehende Zellgruppen besser einzuordnen, können am Schnittpräparat mithilfe verschiedener chemischer Reaktionen beispielsweise Schleim oder auch Bakterien nachgewiesen werden.

Histochemische Untersuchung von Gewebe: PAS-Präparat (PAS aus dem Engl.  periodic acid–Schiff) mit pinkfarbener Anfärbung von Schleim.
Histochemische Untersuchung von Gewebe: Magenkarzinom mit pinkfarbener Anfärbung von Schleim

Immunhistochemische Untersuchung von Gewebe (Darstellung von bestimmten Eigenschaften von Zellen): Die auffälligen Zellgruppen werden weiter untersucht, indem bestimmte Zelleigenschaften angefärbt werden. So kann herausgefunden werden, ob es sich beispielsweise um Krebszellen handelt und von welcher Sorte die Krebszellen sind. Oft kann hier schon bestimmt werden, ob eine spezielle Therapie für diese Krebsart geeignet ist.

Immunhistochemische Untersuchung von Gewebe
Immunhistochemische Untersuchung eines neuroendokrinen Darmtumors

Molekularpathologische Untersuchung von Gewebe (Darstellung genetischer Eigenschaften von Zellen): Wurde in der mikroskopischen und immunhistochemischen Untersuchung festgestellt, dass Krebszellen vorliegen, so ist es hier möglich, verschiedene genetische Eigenschaften der Krebszellen nachzuweisen, die die folgende Therapie bestimmen.

Gerät zur molekularpathologischen Untersuchung
Ein Pipettierroboter unterstützt Mitarbeitende im molekularpathologischen Labor bei der parallelen Bearbeitung von Patientenproben

Auf Basis dieses histopathologischen (bei Gewebe), zytologischen (bei einzelnen Zellen ohne Verbund) oder genetischen Befundes (molekular) wird die Diagnose gestellt. PathologInnen sind also diejenigen, die das eventuelle Vorliegen von Krebs definitiv feststellen oder ausschließen. Aber Krebs ist nicht gleich Krebs. Er kann beispielsweise mehr oder weniger bösartig sein. Die Gewebemuster und Genanalysen erzählen von dem Charakter des bösartigen Tumors. Auch wenn die Diagnose Krebs gestellt wurde, besteht häufig berechtigte Hoffnung auf Heilung. Ob mögliche Therapien anschlagen, kann von den PathologInnen in zahlreichen Fällen vorausschauend (therapeutisch-prädiktiv) untersucht werden. Bei bestimmten Krebsformen kann in vielen Fällen auch geklärt werden, ob eine Chemotherapie benötigt wird oder nicht. Die Medizin entwickelt sich weiter – von der Standardbehandlung für alle zur individuellen Therapie, die auf die einzelne an Krebs erkrankte Person zugeschnitten ist. Waren früher aus Vorsicht oft radikale Maßnahmen üblich, wissen Ärztinnen und Ärzte heute mehr über individuelle Therapiekonzepte. PathologInnen liefern dazu die notwendigen Informationen.

Daher gehören die PathologInnen in den sogenannten Krebszentren zum Kernteam der Ärztinnen und Ärzte. Gemeinschaftlich wird auch auf der Basis ihrer Befunde für jeden einzelnen Patienten und jede einzelne Patientin die optimale Behandlungsstrategie festgelegt. PathologInnen sind somit wichtige Weichensteller für die anschließende individuelle Therapie.

Was zeichnet PathologInnen aus? 

  • Fachärzte und Fachärztinnen für Pathologie sind Generalisten. Sie untersuchen Proben der PatientInnen von Kopf bis Fuß und quer durch viele Gebiete der Medizin.
  • PathologInnen sind präventiv in Screeningprogrammen tätig zur Früherkennung von Krankheiten.
  • PathologInnen sind in der Therapie tätig, indem sie Krankheiten erkennen und an Behandlungsentscheidungen mitwirken.
  • PathologInnen führen Obduktionen durch, um Todesursachen zu erfassen und die gewonnenen Erkenntnisse in die Behandlung weiterer PatientInnen einzubringen. Hier werden oft Kernfragen zu Krebserkrankungen geklärt, zum Beispiel, wie gut eine Therapie tatsächlich angeschlagen hat. Im Zusammenhang mit Coronaerkrankungen haben die Obduktionen beispielsweise entscheidend dazu beigetragen, die Krankheit tiefgreifend zu verstehen und die Therapie schwerer Verläufe bestmöglich auszurichten.
  • PathologInnen sind wissenschaftlich geschult und müssen immer up-to-date sein.
  • Forschungsergebnisse werden schnell in die Routine- und Breitenversorgung umgesetzt, damit alle PatientInnen davon profitieren können.
  • 50 Prozent derjenigen, die den Facharzttitel für Pathologie anstreben, werden in den Universitäten ausgebildet.
  • Viele in einer Praxis tätige PathologInnen unterstützen gleichzeitig als LehrerInnen an den Universitäten die Ausbildung von Medizinstudierenden.

Wenn Sie mehr über das Berufsbild einer Pathologin oder eines Pathologen erfahren möchten, hören Sie rein in unseren Podcast Pathologie - Schlüssel zur Krebstherapie oder klicken Sie auf die nachfolgenden Videoclips.

PathologInnen sind gesucht 

Es gibt in Deutschland circa 1.800 berufstätige PathologInnen, das entspricht weniger als 0,5 Prozent aller ÄrztInnen. Damit ist die Pathologie ein sehr kleines Fach, Nachwuchs an FachärztInnen wird dringend gesucht. Unter PathologIn werden finden AbiturientInnen, JungmedizinerInnen oder MedizinerInnen vor der Facharztwahl gute Gründe, sich für die Pathologie zu entscheiden. 

Sie haben sich bereits für die Pathologie entschieden und suchen eine Weiterbildungs- oder Facharztstelle? Als Mitglied stehen Ihnen unser Stellenmarkt mit aktuellen Stellenangeboten sowie Listen mit Weiterbildungs- und Hospitationsplätzen in der Pathologie und Zytopathologie zur Verfügung.