24. Bundeskongress Pathologie
22.-23. November 2024
Hotel Titanic, Berlin Mitte
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Dünndarmschleimhaut in typischer Form von finger- bzw. blattförmigen Fortsätzen, die sog. Zotten, bearbeitet mit Photoshop.


04.12.2024

Pressemitteilung des BDP
„Ohne Pathologie gibt es keine Krebstherapie“ – Gesprächsrunde auf dem 24. Bundeskongress Pathologie

Am 22./23. November 2024 hat der Berufsverband Deutscher Pathologinnen und Pathologen e. V. (BDP) im Titanic Chaussee Hotel Berlin seinen 24. Bundeskongress Pathologie veranstaltet. Ein Highlight der zwei Kongresstage war die politische Gesprächsrunde, die unter dem Motto „Rolle der Pathologie in der modernen Krebstherapie“ von Lisa Braun moderiert wurde.

„Die Pathologie befindet sich in einem ambivalenten Spannungsfeld“, führte Prof. Dr. Karl-Friedrich Bürrig, ehemaliger BDP-Präsident[1], zu Beginn aus. „Auf der einen Seite wird die pathologische Diagnostik als unverzichtbar für personalisierte Krebstherapien bezeichnet. Auf der anderen Seite wird das Fach zunehmend degradiert, was sich in Honorar- und Leistungskürzungen oder Nicht-Berücksichtigung in zentralen Gesetzen ausdrückt. Diese Entwicklungen passen nicht zusammen.“

In der folgenden Gesprächsrunde diskutierten Dr. Dennie Andresen (AstraZeneca), Dr. Johannes Bruns (Deutsche Krebsgesellschaft), Prof. Bürrig, Franz Knieps (BKK Dachverband), Prof. Sebastian Stintzing (Onkologie Charité) und Prof. Andrew Ullmann (FDP) dann über Sektorengrenzen, die Relevanz der Pathologie in der Onkologie, adäquate Vergütungsformen, die Patient Journey und neue Narrative.

Bruns stellte eingangs fest, dass die Pathologie in den zertifizierten Krebszentren eine „ganz zentrale Rolle“ spiele. „Wir brauchen Pathologinnen und Pathologen für die Diagnosestellung und den gesamten Therapieverlauf“. Andresen führte aus, dass Krebstherapien immer zielgerichteter werden – und dass eine präzise Diagnostik am Anfang der Behandlungskette von entscheidender Bedeutung sei.

Dafür sei auch ein guter und enger Austausch zwischen den OnkologInnen und PathologInnen wichtig. Stintzing betonte, dass Klinik und Pathologie hier noch stärker als bisher ins Gespräch kommen müssen. Er mahnte zudem, sich in der Kostendebatte nicht blenden zu lassen. Ein metastasierter Krebspatient koste durchschnittlich 250.000 Euro in der Behandlung. Dagegen seien die Kosten für die initiale pathologische Diagnostik verschwindend gering. Bürrig hatte eingangs vorgerechnet, dass die pathologische Diagnostik eines Dickdarmkarzinom nach EBM rund 155 Euro kostet. Werden bedarfsweise weitere molekularpathologische Untersuchungen durchgeführt, kommen ca. 720 Euro hinzu. Zum Vergleich: Ein Krebsmedikament kostet je Verordnung durchschnittlich 1.400 Euro.

Ullmann hinterfragte grundsätzlich den Umfang medizinischer Leistungen. Er verstehe hundertprozentig die Argumentation aus der Diagnostik. „Gute Diagnostik muss adäquat bezahlt werden.“ Und Ullmann glaube auch nicht, dass die Pathologie hier überbordende Forderungen stelle. Er verstehe aber ebenso die Diskussion bei niedergelassenen ÄrztInnen, bei Apotheken, in der Klinik und so weiter. „Überall heißt es immer, es reiche nicht.“ Dabei müssen die für die PatientInnen so wichtige innovative Diagnostik und Therapie auch bei ihnen ankommen, trotz begrenzter finanzieller Ressourcen. Das sei zentrale Aufgabe der Politik. Man müsse sich jedoch auch ehrlich fragen, was wir uns an Gesundheitsversorgung als Gesellschaft noch leisten möchten und können. Die Wahrheit sei, dass bei ständig steigenden Kosten in Zukunft nicht mehr alles finanzierbar sein werde.

Knieps empfahl der Pathologie deshalb, mehr „out of the box“ zu denken und neue Partner für ganzheitliche Lösungen zu suchen. Viele Punkte der Pathologie seien im bestehenden System der Sektoren nicht lösbar. Die Trennung zwischen ambulant und stationär habe sich seit Langem überholt. Hier müsse man neu ansetzen. Eine Aussage, die klar auf die Pathologie anzuwenden ist, da sie wie kein anderes Fach intersektoral aufgestellt ist. Pathologieinstitute – egal ob niedergelassen oder als Abteilung im Krankenhaus – erbringen ihre Leistungen in der Regel in beiden Sektoren. Den Gedanken der Sektorenüberwindung griff Bruns hinsichtlich der Vergütung pathologischer Leistungen auf. Eine Möglichkeit sei, das Budget für die Pathologie in §116 b der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung – kurz ASV – zu verankern. „Da wäre die Pathologie aus meiner Sicht unterzubringen“, so Bruns.

Abschließend betonte Stintzing noch einmal, dass es ohne Pathologie keine Krebstherapie gebe. Andresen sekundierte, dass die flächendeckende Testung das A und O sei. „Ohne Testung haben wir keinen Zugang zu den Therapien.“ Wie kann also die Wahrnehmung und Durchschlagskraft der Pathologie gesteigert werden? Bruns schlussfolgert: „Die Pathologen stehen am Anfang der Patient Journey. Hier ist die Pathologie so anders als alle anderen. Wenn Dinge am Anfang nicht gut laufen, dann werden sie hinten nicht mehr korrigiert werden können. Deshalb muss man die prozessorale Diskussion aufmachen und nicht die Diskussion um einzelne Tests.“
 

[1] Auf der abschließenden Mitgliederversammlung am Samstagabend (23.11.) wurde Prof. Dr. med. Ludwig Wilkens zum neuen BDP-Präsidenten gewählt (siehe Pressemitteilung).

 

Kontakt
Frau Dr. rer. nat. Vanessa Kääb-Sanyal | Verbandsdirektorin
Berufsverband Deutscher Pathologinnen und Pathologen e. V. | Berlin
www.pathologie.de | E-Mail: bv@pathologie.de | Tel.: +49 30 3088197 0